Overthinking – Entscheidungen treffen schwer gemacht

Fällt es dir schwer Entscheidungen zu treffen? Überdenkst du alles mehrmals und kommst zu keinem Ergebnis?

Dann bist du vermutlich ein Overthinker. Du denkst über alles immer und immer wieder nach. Und das kann extrem anstrengend sein – vor allem für dich, aber auch für deine Umwelt.

Oft ist es so, dass man die eigene Unsicherheit mit anderen teilt, um ihre Meinung zu erfahren. Menschen, die keine Overthinker sind, hören sich das an, nehmen vielleicht auch etwas davon für sich mit, weil sie zu neuen Erkenntnissen kommen. Aber eine Entscheidung treffen sie am Ende ganz allein.

Ein Overthinker wendet sich an Menschen, denen er vertraut. Dieses Vertrauen kann so weit gehen, dass Entscheidung an diese abgegeben werden. Auch wenn es dem Overthinker nicht einmal bewusst ist.

„Wenn Person xy die Entscheidung so treffen würde, dann sollte ich das wahrscheinlich tun.“. Und wenn sich danach die Entscheidung als weniger gut entpuppt, dann war man zumindest nicht allein daran „schuld“. Sicherlich wird der Overthinker den Rat gebenden Menschen keinen Vorwurf machen. Aber es beruhigt ihn, wenn er weiß, dass er nicht anders gehandelt hat als andere es machen würden. Er hat also nichts falsch gemacht.

Warum bin ich ein Overthinker?

Mit dem Overthinking scheinst du nicht allein zu sein. Denn sonst gäbe es vermutlich keinen eigenen Begriff dafür. Das ist wie mit den People Pleasern, die auch sehr verbreitet sind und deshalb ihren eigenen Titel verdienen.

Wie viele unserer Verhaltens- und Gedankenmuster entsteht bei den meisten das Overthinking in der Kindheit. Es muss dabei gar nichts Krasses passiert sein. Denn vielleicht denkst du: „Meine Kindheit war eigentlich gut und ich habe keinen schlimmen Situationen erlebt“. Aber Kinder wollen sich einerseits orientieren und sich andererseits ihrer Umwelt anpassen, um nicht ausgeschlossen zu werden.

Deshalb überprüfen Kinder unbewusst, welche ihrer Entscheidungen ein positives und welche ein negatives Ergebnis zur Folge haben. Vielleicht trifft das Kind überwiegend Entscheidungen mit positiven Ergebnissen. Vielleicht hat es eine gute Intuition oder hat sich der Gesellschaft gut angepasst. Dann wird das Kind im Erwachsenenalter wahrscheinlich kein Overthinker.

Nehmen wir aber an, dass es Entscheidungen gibt, die dem Kind sowohl positive als auch negative Ergebnisse bringen.

Hier ein Beispiel: Ein Kind darf bei den Eltern, wenn es mit dem Essen fertig ist, aufstehen und spielen, während andere Familienmitglieder noch am Tisch sitzen. In der Schule bzw. in der Nachmittagsbetreuung darf das Kind beim Mittagessen nicht einfach aufstehen und spielen gehen. Es muss warten bis die anderen Kinder am Tisch aufgegessen haben und solange ruhig dort sitzen. Das fällt dem Kind schwer, denn seit vielen Jahren erlebt es zu Hause etwas anderes. Natürlich wird es dann in der Schule ermahnt und vielleicht gibt es sogar eine Strafarbeit oder ein bestimmtes Spielverbot.

Das Kind ist in der Folge in unserem Beispiel verunsichert. Natürlich muss das nicht bei allen Kindern der Fall sein. Wenn die Schule und deren Personal nicht als Autorität angesehen wird, ist es dem Kind vermutlich egal.

Das verunsicherte Kind aber überlegt nun: „War meine Entscheidung aufzustehen und spielen zu wollen falsch? Warum darf ich es zu Hause und in der Schule nicht?“. So etwas passiert unbewusst. Denn wahrscheinlich wirst du dich nicht daran erinnern, dir als Kind jemals solche Gedanken gemacht zu haben.

Es zeigt aber sehr gut, dass gewisse Entscheidungen in verschiedenen Situationen sowohl positiv als auch negativ sein können. Passiert das häufig, kann sich so der Weg für das Overthinking ebnen. Genauso auch, wenn du erlebt hast, dass deine Entscheidungen überwiegend negative Ergebnisse gebracht haben.

Kleine oder große Entscheidungen

Bei Overthinkern können selbst kleine Entscheidungen zu ganz großen werden. Wenn du viel Zeit brauchst, um dich zu entscheiden, ob du morgen lieber ins Schwimmbad gehst, weil es der letzte Sommertag werden soll oder ob du den geplanten Zahnarzttermin wahrnimmst, dann ist das eher eine kleine Entscheidung. Egal wie du dich entscheidest, es wird keine gravierende Auswirkung auf dein Leben haben.

Selbst wenn du ins Schwimmbad gehst, kannst du den Kontrolltermin beim Zahnarzt verschieben und an einem anderen Tag wahrnehmen. Oder dir ist es wichtig, dass du den Termin einhältst und gehst dafür an einem kalten Herbsttag ins schöne Thermalbad. Wie gesagt, es ist in dem Fall völlig egal, wie du dich entscheidest.

Hör mal in dich hinein und frage dich, ob dir solche eher unbedeutenden Entscheidungen eher leicht oder schwer fallen würden.

Bei großen Lebensentscheidungen ist es verständlich, dass du erst einmal eine Weile überlegen willst, bis du eine Wahl triffst. Es geht dann zum Beispiel darum, welchen Karriereweg du einschlagen willst, ob du Kinder haben möchtest oder nicht und ob der Partner, mit dem du zusammen bist, noch der richtige ist. Wer würde dabei nicht Pro und Kontra der verschiedenen Optionen in seinem Kopf durchgehen und verschiedene Ergebnisse in Erwägung ziehen?

An den großen Entscheidungen kannst du nun aber sehr gut erkennen, ob du ein Overthinker bist.

Frage dich:

  1. Frage ich viele Menschen nach ihrer Meinung? Bin ich mir dennoch unsicher? Treffe ich die Entscheidung, weil andere genau diese als richtig empfinden? Kann ich Entscheidungen treffen, die genau das Gegenteil von dem sind, was andere mir raten?
  2. Wie lange braucht es, bis ich zu einer Entscheidung finde? Und wie viel Zeit des Tages verbringe ich damit, um über die Entscheidung nachzudenken?

Vielleicht sind es bei dir sogar mehrere Entscheidungen gleichzeitig – große und kleine –, die du immer wieder überdenkst. Du gehst entsprechend mit einer überdimensionalen Unsicherheit durch dein Leben. Du denkst, dass deine Entscheidungen immer falsch sein und zu negativen Ergebnissen in deinem Leben führen könnten.

Auch hier gilt: Es muss dir gar nicht mal bewusst sein.

Deshalb ist es so wichtig, dass wir unsere Gedanken- und Verhaltensmuster beobachten. Zu erkennen, dass man zum Overthinking neigt, ist der erste Schritt zu einem leichteren und erfüllteren Leben.

Denn dann kannst du in den Momenten, in denen du merkst, dass du wieder alles immer und immer wieder überdenkst, gegensteuern.

So überwindest du das Overthinking

Du weißt also, dass du ein Overthinker bist und dass du genau das verändern kannst. Aber wie geht das genau? Diese Tipps können dir helfen:

Tipp 1: Begrenze deinen Input

Übermäßiger Input, zum Beispiel durch ständige Recherche oder das Einholen von Meinungen, kann Overthinking verstärken. Setze dir klare Grenzen, wie viele Informationen du sammelst oder wie viele Leute du fragst. Je mehr Input du hast, desto schwieriger wird es, eine klare Entscheidung zu treffen.

Tipp 2: Innehalten

Damit du lernst, Entscheidung zukünftig unabhängig von der Meinung anderer zu treffen, halte kurz inne. Du möchtest jemanden fragen, wie er oder sie sich in deiner Situation entscheiden würde? Verzichte doch mal komplett darauf! Bleib bei dir und frage dich, was DU willst.

Tipp 3: Intuition trainieren

Besonders wichtig ist, dass du deine Intuition trainierst. Denn wenn du overthinkst, bist du die ganze Zeit in deinem Kopf. Aber was sagt dir denn deine Intuition? Wechsel bewusst die Perspektive – weg vom Logischen und hin Gefühl. Frage dich, wie du dich entscheiden würdest, wenn du nur nach deinem Gefühl gehst. Und gehe dann auch deinem Gefühl nach.

Tipp 4: Deadline setzen

Setze dir für deine Entscheidungen eine Deadline. Du möchtest zum Beispiel die Entscheidung treffen, ob du ein bestimmtes Jobangebot annehmen möchtest oder nicht. Gib dir 3 Tage Zeit, um Pro und Kontra abzuwägen und beherzige auch Tipp 2, vertraue deiner Intuition. Vielleicht schaffst du es dann sogar schon nach 2 Tagen zu einer Entscheidung zu finden. Je kleiner die Entscheidung ist, desto geringer sollte der Zeitraum sein, den du dir zum Überlegen gibst.

Tipp 5: Akzeptiere Unvollkommenheit

Overthinking resultiert oft aus dem Drang, die perfekte Entscheidung zu treffen. Erinnere dich daran, dass keine Entscheidung perfekt ist und dass du aus jeder Wahl etwas lernen kannst. Akzeptiere, dass es Unsicherheiten geben wird und erlaube dir, Fehler zu machen. Das wird den Druck mindern und dir helfen, schneller zu Entscheidungen zu kommen.

Tipp 6: Schreibe deine Gedanken auf

Wenn deine Gedanken kreisen, kann es hilfreich sein, sie aufzuschreiben. Durch das Aufschreiben bringst du Struktur in das Chaos und kannst besser analysieren, ob deine Bedenken wirklich berechtigt sind oder ob du dich in Details verlierst. Oft wirkt das Aufschreiben schon befreiend, weil du deine Sorgen damit aus deinem Kopf auf Papier verlagern kannst.

Tipp 7: Fokussiere dich auf den nächsten Schritt

Statt immer das große Ganze zu sehen und dadurch überfordert zu sein, konzentriere dich darauf, den nächsten kleinen Schritt zu machen. Frage dich: "Was ist der nächste Schritt, den ich tun kann, um voranzukommen?" Dieser Fokus auf das Hier und Jetzt hilft dir, Entscheidungen einfacher zu fällen.

Tipp 8: Praktiziere Achtsamkeit

Achtsamkeit hilft dir, im Moment zu bleiben und dich nicht in endlosen Gedankenschleifen zu verlieren. Versuche, deinen Atem zu beobachten oder eine kurze Meditation zu machen, wenn du merkst, dass dein Kopf wieder zu viel grübelt. Dadurch wirst du ruhiger und kommst besser in Kontakt mit deinen Gefühlen und deiner Intuition.

Fazit: Der Weg aus dem Overthinking

Overthinking kann sich wie ein ständiges Gedankenkarussell anfühlen, das uns lähmt und uns die Energie raubt. Doch der erste Schritt, um aus diesem Muster auszubrechen, ist das Bewusstsein darüber, dass du ein Overthinker bist. Mit den richtigen Techniken – wie dem Training deiner Intuition, dem Setzen von Deadlines oder der Akzeptanz von Unvollkommenheit – kannst du lernen, deine Gedanken zu lenken und Entscheidungen leichter zu treffen.

Es braucht Zeit und Übung, aber mit jedem kleinen Schritt wirst du merken, dass sich der Nebel lichtet und du klarer sehen kannst. Erlaube dir, auf deine innere Stimme zu hören und vertraue darauf, dass du fähig bist, gute Entscheidungen zu treffen – auch wenn sie nicht immer perfekt sind.

Abschließend: Sei geduldig mit dir selbst. Veränderungen geschehen nicht über Nacht, aber je bewusster du deine Gedankenmuster beobachtest und deine Entscheidungen selbstbewusst triffst, desto freier wirst du dich fühlen. Jeder Schritt aus dem Overthinking ist ein Schritt hin zu mehr Leichtigkeit und innerer Zufriedenheit.

alles liebe,
Christin

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